Die Ruine der Burg Kamenice befindet sich auf dem Schlossberg (Zámecký vrch) hoch über der Stadt Èeská Kamenice. Teil der Ruine ist auch der 16 m hohe, hölzerne Aussichtsturm mit schönen Blick auf die nähere Umgebung.
Der bewaldete Schlossberg erreicht eine Höhe von 529 m über dem Meeresspiegel. Gesteinssäulen und Geröllfelder machen an vielen Stellen der steilen Hänge den Basaltuntergrund des Schlossbergs deutlich. Den Gipfel dieser ausgeprägten und die nähere Umgebung dominierenden Bergkuppe nutzten Ende der Zwanzigerjahre des 15. Jahrhunderts die damaligen Herrschaften für den Bau einer Burg. Sie sollte für Èeská Kamenice ein neuer Verwaltungsmittelpunkt und ein militärischer Stützpunkt sein. Der Ort wurde während der Hussitenkriege nämlich immer wieder von feindlichen Angriffen heimgesucht.
Den Kern der Burg bildete ursprünglich ein turmartiger Bau. Während späterer Umbauten wurde er erweitert und zu einem turmartigen Palas ausgebaut. Die Umfassungsmauern des einst vierstöckigen Gebäudes sind bis heute erhalten geblieben. Außen herum verlief die Burgmauer, deren Reste besonders deutlich am Rand der Felsen zu erkennen sind. Bei den Umbauten wurde die Burg offensichtlich auch um eine Vorburg erweitert, die die niedrig gelegenere Fläche des Berggipfels einnimmt. Am Hang unterhalb der Umfassung der früheren Vorburg lassen sich Überbleibsel der Bugmauern ausmachen, die die Vorburg einmal schützten.
Nachdem die angespannte militärisch-politische Lage sich beruhigt hatte, verlor die Burg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts allmählich an Bedeutung. Obwohl sie erst im Jahr 1614 als wüst beurkundet wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Burg schon im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts verlassen und aufgegeben wurde, und zwar im Zusammenhang mit der Fertigstellung zweier neuer Herrschaftssitze direkt in der Stadt Èeská Kamenice. Trotzdem sollte die Burg noch einmal während des Dreißigjährigen Krieges eine militärische Bedeutung bekommen, als sie zunächst von den kaiserlichen Truppen besetzt und dann 1639 von den Schweden erobert und von ihnen endgültig geschleift wurde.
Als der Tourismus aufkam, wurde die Burg neu zum Leben erweckt. Im Jahr 1880 setzte der örtliche Verschönerungsverein den Gedanken in die Tat um, auf der Burg einen Aussichtsturm zu bauen. In den Burgpalas hinein wurde ein 16 m hoher Holzturm gebaut, später durch ein Restaurant mit Rittersaal ergänzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen für den Turm schlechte Zeiten, das Restaurant verschwand, und auch der Turm verfiel immer mehr. Erst in den Neunzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde der Turm restauriert, und im Jahr 1998 wurde er feierlich als Aussichtsturm neu eröffnet.